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Die Oberbaumbrücke:

Der „Oberbaum“ war ein dicker, mit Eisennägeln bewehrten Stamm, der nachts den Durchlass in die Stadt Berlin versperrte. Tagsüber wurden an dieser Stelle Zölle eingetrieben. Mit der Verlegung der Stadtgrenze und dem Bau der Berliner Zollmauer wurde 1723 auf königlichen Befehl anstelle des Oberbaums eine neue Brücke etwas weiter östlich aus Holz mit Klappen für den Schiffsverkehr errichtet. Hier stand das Strahlauer Tor als Eingang in das damalige Berlin. Im Jahr 1893 erhielt die Firma Siemens & Halske die Genehmigung für einen Bau einer die Spree überquerenden Eisenbahnbrücke. Parallel entstanden Pläne für einen Ersatzbau der alten hölzernen Straßenbrücke. Ein „Besonderes Städtisches Brückenbaubüro“ unter Leitung des Stadtbauinspektors Georg Pinkenburg erstellte mit Unterstützung des Architekten Otto Stahn die Pläne für eine dekorative Brücke, die die frühere Torfunktion des Oberbaums zum Ausdruck bringen sollte. Bevor beide Brücken zu bauen begonnen wurden, einigten sich die zuständigen Verwaltungen auf die Errichtung einer kombinierten Eisenbahn-/ Straßenbrücke auf der Grundlage der vorliegenden architektonischen Entwürfe. Zwischen 1894 und 1896 entstand das heutige Bauwerk (Der erste Spatenstich für die U-Bahn war am 10. September 1896 in der Gitschiner Straße…), das auf der oberen Ebene die 1902 in Betrieb genommenen Hochbahngleise der ersten Berliner U-Bahn-Linie (heute: U1) über die Spree führte. Unter dem Bahn-Viadukt ist ein geschützter Fußgängerüberweg nach Art eines Kreuzganges in mittelalterlichen Klöstern ausgeführt. Als Baumaterial für die Brückenpfeiler und Gewölbezwickel wählten die Ingenieure Beton. Für alle anderen Bauteile herkömmliches mit Stahleinlagen verstärktes Mauerwerk, sodass die gesamte Spreebreite in sieben Gewölben überbrückt werden konnte. Der mittlere Brückenbogen wird von zwei je 34 Meter hohen Türmen geschmückt, die mit ihren auskragenden Wehrgängen dem Mitteltorturm der Stadtmauer in Prenzlau (Uckermark) und einem Torturm aus Kyritz nachempfunden worden sind. Sie symbolisieren gleichzeitig die alte Funktion des Oberbaums als Berliner Wassertor. Ihre unterschiedlich gestalteten Turmspitzen tragen die Reliefs des Berliner Bären und des Brandenburger Adlers. Weitere schmückende Details der neuen Brücke waren die mit metallenen Flachreliefs bunten glasierten Klinkern und Mosaiksteinchen gestalteten Sichtflächen, die neben Ornamenten auch die damaligen Wappen der märkischen Städte Küstrin, Stendal, Brandenburg, Potsdam. Prenzlau, Frankfurt (Oder), Salzwedel und Ruppin zeigen.

Schlesische Straße 38: Die Viktoriamühle

Die Getreidemühle wurde 1897 in den beiden acht Jahre zuvor errichteten Fabrikquergebäuden installiert, die zu diesem Zweck völlig umgebaut werden mussten. Die auf vier Achsen geschlossene Rundbogen-Architektur des Spreeflügels verdeutlicht seine Rolle als Silo, die Hofflügel enthalten die Mahl- und Abfüllvorrichtungen, eine Vielzahl der technischen Einrichtungen ist noch erhalten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Viktoria-Mühle

Pfuelstraße 5: Die Wissinger-Höfe

Das Lagerhaus Südost wurde 1905 von Kurt Bernd (Architekt der Hackeschen Höfe) als Getreidespeicher für den Samengroßhandel Julius Wissinger auf dem Terrain der vormals in Europa bedeutenden Kattundruckerei Dannenberg errichtet. Die Asymmetrie der Geschossigkeit ist dem letzten Krieg geschuldet. Der Gewerbebau versteckt sich nicht wie sonst üblich hinter einem Mietshaus, sondern tritt an der senkrecht zur Spree verlaufenden Pfuelstraße mit einer in Formen eklektizistischer Architektur gestalteten und Naturstein imitierenden Putzfassade repräsentativ in Erscheinung. Auch in den Höfen mit der typischen hell glasierten Verklinkerung und vor allem an der Spree ist eine repräsentative Formensprache gewählt. Ein Stufengiebel und ein zwiebelbekrönter Treppenturm auf der Spreeseite assoziiert die Architektur der deutschen Renaissance. Gastronomienutzung im Erdgeschoss mit wasserseitigen Freisitzen sind auch hier Ausdruck einer Wiederentdeckung der Spree als Stadt-und Lebensraum über den gewerblichen Bedarf hinaus. (siehe: http://www.köpenicker-strasse.de/koepenicker6a.html ) und Publikation „Berliner Industriekultur: Geschichtstouren für Entdecker“ von Katja Roeckner, 2009). Auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf im Süden Berlins, einem der größten Friedhöfe Europas, befindet sich das Grab der Familie Wissinger. Max Taut hat es für die jüdische Familie gestaltet. Es besteht aus ein in Stahlbeton ausgeführten auffälligen Konstruktion aus gotisch wirkenden Spitzbögen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Berlin,_Kreuzberg,_Pfuelstrasse_5,_Lagerhaus_Sued-Ost,_Spreeseite.jpg

Die Berlin-Görlitzer-Eisenbahn/Görlitzer Bahnhof

(1867, bis 1951 in Betrieb, danach S- Bahn bis Königswusterhausen, Bahnhofsgelände nur noch für den Güterverkehr, heute Parkgelände)

Schlesische Straße 38: Die Viktoriamühle

Die Getreidemühle wurde 1897 in den beiden acht Jahre zuvor errichteten Fabrikquergebäuden installiert, die zu diesem Zweck völlig umgebaut werden mussten. Die auf vier Achsen geschlossene Rundbogen-Architektur des Spreeflügels verdeutlicht seine Rolle als Silo, die Hofflügel enthalten die Mahl- und Abfüllvorrichtungen, eine Vielzahl der technischen Einrichtungen ist noch erhalten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Viktoria-Mühle

Schlesische Straße 29: Der Industriepalast am Schlesischen Tor

Der 1907-08 von Boswau & Knauer errichtete Gewerbehof Schlesische Straße Nr. 29 ist auf der Spreeseite mit einer einfachen Rasterfassade versehen. F. P. Hesse: “Der Name Industriepalast am Schlesischen Tor ist dem Mietsvorderhaus an der Schlesischen Straße geschuldet, hinter dem sich ein Wohnhof und vier weitere gewerbliche Höfe aufreihen.“

Schlesische Straße 26: Gewerbehof

Der Gewerbehof wird 1910 – 13 als Mietobjekt errichtet. Das sog. Wasserschloss reicht bis an die Uferkanten vom Landwehrkanal und der Spree. Wahrzeichen des Geländes war der fast 100 m hoher Schornstein. Wie der Architekt Friedrich Krause beim Osthafen auf der gegenüberliegenden Flussseite erwiesen die Architekten hier zur Spree hin mit ihrer repräsentativen schlossartigen Fassade ihre Reverenz. Vorher standen hier das Heckmannsche Messingwerk (A.F. Heckmann leitete seine Fabrik seit 1819 mit seinem Bruder u. Sohn; der Maler A. Menzel fertigte hier die ersten Zeichnungen einer Industrieanlage, an die letztlich 1869 den Anstoß für »Das Eisenwalzwerk« 1872-75 gab. – siehe auch Heckmannufer), die mit den schönen Villen der Familie verschwunden sind. 1919 zog die Carl-Lindström AG in die massiven Backsteinbauten. Das Unternehmen war der größte Produzenten von Schellackplatten in Deutschland. In allen Produktionsschritten wurde hier, vor allem unter dem Label Odeon, die Musik der 1920 Jahre in Rillen gepreßt. Außerdem machte sich Lindström mit Grammophonen und Diktiermaschinen einen Namen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Lindström

Jordanstraße 1-4 / Ecke Lohmühlenstraße 65-66: Die AGFA

1850 befand sich hier die Chemiefabrik von Max August Jordan. Die chemischen Fabrik von Max August Jordan produzierte hier vor 1873 die Farbe, die später Berliner Blau genannt wird. Die Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrication, die als AGFA bis heute in Verbindung mit Fotografie und Fototechnik bekannt ist, kaufte diese Fabrik und stellte hier Farben und Teer her. Agfa steht für Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrication. Sie wurde am 15. April 1897 als Warenzeichen für „chemische Präparate für photographische Zwecke“ eingetragen. Bei der Suche nach weiteren Farbstoffen entdeckte man hier die spektrale Sensibilisierung von Silberhalogenid-Fotoplatten und stellte hier bald orthochromatische Fotoplatten. Das ist der Beginn einer fotochemischen Produktion, mit der die AGFA weltbekannt geworden ist. Hier entstanden Trockenplatten, Planfilme, Rollfilme und eine Versuchsanlage für den Kinofilm. Das heute noch dort befindliche Verwaltungsgebäude der AGFA entwarf Anfang des 20. Jahrhunderts der Architekt Paul Karchow. Die AGFA hatte zu dieser Zeit 236 Beamte und 1.700 Arbeiter. Wegen der starken Umweltverschmutzung verlagert die AGFA ihre Film- und Farbenfabrik nach Wolfen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Max_August_Jordan

zur Lohmühlenstraße:

hier stand eine Lohmühle des Gerbers Lutze (erbaut 1752 am Floßgraben, ab 1848 entstand der Landwehrkanal) – zermahlen von Fichten- und Eichenrinde für Gerberei Anlage des Kanals 1848 senkt den Grundwasserspiegel u. macht Landwirtschaft unrentabel, eine weitere Lohmühle des Gerbers Busset (erbaut 1752, abgebrannt 1860), dann Lederfabrik Carl Kampfmeyer (bekannt bereits im 18. Jh.), später hier Firma Dr. M. J. Salomon & Co. bis 1931

https://de.wikipedia.org/wiki/Lohmühlenstraße_(Berlin-Alt-Treptow)

Copyright © 2020 by Berliner Stadtplansammlung Michael Müller (www.berliner-stadtplansammlung.de)

„Auf den Spuren der Familie Liebermann“
Hans-Michael Schulze, Publizist und Historiker hat sich mit uns Gedanken darüber gemacht, wie man Zeit – und Lebensumstände von dem Berliner Maler Max Liebermann in unserem Circustheaterstück „Ach Du Liebermann“ durch historische Fakten veranschaulichen könnte. So ist die gemeinsame Idee entstanden unser Publikum vor Beginn der Vorstellung mit einer Stadtführung durch den ehemaligen Industriestandort Kreuzberg direkt auf das Gelände der Schatzinsel zu leiten, eine tolle Einstimmung für unser Sommerstück!
Bedingt durch die Corona Pandemie kam es nun leider nicht zur Umsetzung des angedachten Projektes und wir mussten die Premiere für unser Sommerstück absagen.
Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei Hans-Michael Schulze für sein freudiges Engagement bedanken!
Mehr zur Idee:

Industriestandorte des 19. Jahrhunderts vor dem Schlesischen Tor als Unterstützung des Projektes
“Ach Du Liebermann”
Hintergrund: Der Kinder- und Jugendcircus Schatzinsel assoziiert den Maler Max Liebermann bzw. sein Werk auf einer Zeitreise ins frühe 20. Jahrhundert. In unmittelbarer Nachbarschaft des heutigen Standorts des Zirkuszeltes befand sich in der Köpenicker Straße die „Liebermannsche Fabrik bedruckter Stoffe“, eine Baumwollmanufaktur von den Liebermanns.

Der Kinder- und Jugendcircus Schatzinsel bietet zirkuspädagogische Projekte und Kurse für Schüler an. Dabei sollen ebenfalls die Identität im Stadtraum gestärkt werden. Zielgruppe: Erwachsene, Familien, Anwohner, Berliner*innen, Touristen Entlang der parallel zur Oberspree verlaufenden Köpenicker Straße siedelten sich zwischen Schlesischem Tor und der Stadtbefestigung bereits im 18. Jahrhundert vereinzelt an das Gewässer gebundene Gewerbebetriebe und Fabriken wie Kattunbleichen und Tuchfärber an. Den Standortvorteil der Spree als Transportweg und Wasserlieferant nutzend, entwickelte sich hier im 19. Jahrhundert ein bedeutender Industriestandort.

zum Bezug der Familie Liebermann: Der Vater Louis und noch mehr der Oheim Benjamin von Max Liebermann stellen die Brücke zwischen dem Künstler und dem alten Industriestandort (heutiger Standort des Zirkuszeltes) her.

Josef Liebermann (1783-1860),
Großvater von Max Liebermann, baute Maschinen zur Herstellung von Kattun-Stoffen. sein 3. Sohn Louis Liebermann, 1819-94, Vater von Max Liebermann, Kaufmann und Inhaber einer Kattundruckerei, wohnte 1947 in der Burgstraße 29

(an der Herkulesbrücke), kauft 1857 das Haus Pariser Platz (Quarré) 7,

sein 1. Sohn Benjamin Liebermann 1812-1901,
Kaufmann; GeheimerKommerzienrat; Inhaber einer Kattundruckerei; Vizepräsident des Ältestenkollegiums der Berliner Kaufmannschaft;
erster Präsident des deutschen Handelstages, lebte von 1812-1901, wohnte zuerst in der Bischofstraße 22, dann 1839-49 in der Alexanderstraße, dann 1850 Unter den Linden 6, besaß eine Manufakturwarenfabrik an der Spree (Baumwollproduktion, 1844 Spandauer Straße 30, arbeiteten mit Walzdruckmaschinen (Borsig!)). Er erwarb zwischen 1857 – 1860 die Dannenbergersche Kattunfabrik in der Köpenicker Straße 6a-7. Die Dannenbergersche Kattunfabrik wurde 1812 gegründet Benjamin Liebermann ist auf dem Schönhauser Friedhof bestattet.

Carl Liebermann, Sohn von Benjamin Liebermann, war ein Cousin des Malers Max Liebermann (der Vater von Carl, Benjamin, war der ältere Bruder von dem Vater von Max, Louis und gleichzeitig ein Cousin von Emil Rathenau (seine Mutter war ein Schwester von Benjamin und Louis Liebermann) Carl Liebermann ist somit ein Großonkel von Walter Rathenau.
Carl Liebmann studierte u.a. Berlin, wo er 1865 promovierte und praktische Erfahrungen in einer Färberei erwarb. Danach arbeitete er ein Jahr im väterlichen Betrieb „Liebermann & Comp, zudem seit 1857 die Dannebergersche Kattunfabrik gehörte. Ab 1868 widmete sich Carl Liebermann wieder seiner wissenschaftliche Laufbahn.

Recherche Hans-Michael Schulze, Text Claas Hoffmann.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Michael_Schulze